Die Carretera Austral ist mehr als nur eine Strasse.
Links und rechts der Ruta 7 verstecken sich unzählige Naturschätze, die nur darauf warten, entdeckt zu werden. Wir waren 45 Tage entlang der schönsten Strasse Patagoniens unterwegs und haben 2'300 km zurückgelegt. Die Carretera Austral ist aber nur 1'240 km lang 🤔. Wir haben die Gegend um die historische Strasse ausgiebig erkundigt.
Die Carretera Austral (Ruta 7) ist eine 1’240 Kilometer lange, z.T. noch unbefestigte Strasse und führt von Puerto Montt nach Villa O'Higgins. Der Bau der Strasse wurde 1976 unter der Diktatur von Augusto Pinochet begonnen, um eine Reihe abgelegener Gemeinden miteinander zu verbinden. Das erste Teilstück wurde 1988 eröffnet. Der Bau der Strasse gehört zu den ehrgeizigsten Infrastruktur Projekten, die im 20. Jahrhundert in Chile entwickelt wurden.
Aufgrund des schwierigen Zugangs auf dem Landweg zu einem bedeutenden Teil des südlichen Chiles hat sie eine strategische Bedeutung. Das Gebiet führt durch einige der unberührtesten und wildesten Landschaften Südamerikas und zeichnet sich aus durch dichte Wälder, Fjorde, Gletscher, Flüsse und steile Berge. Genau so, wie wir es gerne mögen 😊.
Zu den schönsten Orten entlang der Carretera Austral haben wir ein Video erstellt: Unsere Top 10 entlang der schönsten Strasse Patagoniens.
In diesem Blog möchten wir euch unsere zehn schönsten Orte entlang der Carretera Austral vorstellen, die ihr auf eurer Reise unbedingt besuchen solltet.
1. Villa O'Higgins
Das Ende bzw. der Anfang der Carretera Austral. Wir sind 238 km vor dem südlichen Ende - beim Nationalpark Patagonia – in die Carretera Austral eingestiegen. Unser erstes Ziel war Villa O'Higgins, das Ende bzw. der Anfang der schönsten Strasse Patagoniens. Wir fühlten uns wie am Ende der Welt. Wild, abgelegen, einsam. Natur pur! Wir wollten eigentlich eine Bootsfahrt zum beeindruckenden O'Higgins-Gletscher unternehmen, doch es war zu windig. Statt dessen wanderten wir auf dem Sendero Alta Vista zu den wunderschönen Aussichtspunkten.
Die gemütliche Wanderung beginnt südlich von Villa O’Higgins, gleich nach der Brücke Augusto Grosse, welche über den Rio Mayer führt. Ein paar Meter weiter südlich haben wir auf einer schönen Wiese übernachtet und unser Auto während der Wanderung dort stehen lassen. Der Weg führt zu drei Aussichtspunkten, von welchem man einen Ausblick auf die Gletscher Mosco und Huemul, das Dorf Villa O’Higgins, den Lago Ciervo und von weitem auf den Lago Ciscnes hat.
Das Tourismus-Büro im Dorf Villa O’Higgins gibt Auskunft über weitere Wanderungen in der Gegend.
Start/Ende Sendero Alta Vista: -48.482443, -72.588882
Distanz: 13 km (hin und zurück)
Villa O'Higgins: -48.466398, -72.558875
Übernachtungsplatz: -48.484356, -71.588668
Ende der Carretera Austral: -48.507951, -72.600854
2. Caleta Tortel
Der Strassenabschnitt zwischen Villa O’Higgins und Puerto Yungay ist der wildeste, und aus unserer Sicht der Schönste auf der ganzen Carretera Austral. In Rio Bravo wird die Strasse für ein kurzes Stück unterbrochen und durch eine Fährverbindung ersetzt. Die Überfahrt nach Puerto Yungay dauert 45 Minuten und ist kostenlos. Gleich danach folgt das malerische Dorf Caleta Tortel, ein paar Kilometer abseits der Carretera Austral in einer kleinen Bucht. Es fällt auf durch ihre einzigartige Architektur.
Die auf Stelzen gebauten Häuser und die hölzernen Stege, die sich durch den gesamten Ort ziehen, verleihen Caleta Tortel einen ganz besonderen Charme. Hier muss man das Auto beim Dorfeingang abstellen denn die Holzstege sind nicht befahrbar.
Mystisch fühlt es sich hier an. Vielleicht, weil es hier fast jeden Tag regnet?
Caleta Tortel: -47.801414, -73.535517
3. Fundo San Lorenzo
Das Schönste an der Carretera Austral sind die Täler und Naturschönheiten abseits der Strasse. Wie zum Beispiel das private Schutzgebiet und die Öko-Lodge Fundo San Lorenzo. Auch campieren bzw. im Van übernachten ist hier möglich. Die einfache Lodge befindet sich am Fusse des beeindruckenden San Lorenzo-Massivs. Die Region ist geprägt von majestätischen Bergen, Gletschern, Flüssen und Wäldern. Kurz vor dem Campingplatz durchquerten wir einen Fluss mit beachtlichem Wasserstand. Das ist nichts für schwache Nerven.
Je nach Saison oder Tageszeit kann dieser ziemlich hoch sein. Notfalls kann man das Auto vor dem Fluss parken, dort übernachten und/oder zu Fuss über die Brücke zur Lodge spazieren.
Die Gegend hier ist ein hervorragender Ausgangspunkt für Wanderungen zum nahegelegenen Lorenzo-Gletscher oder auf den Cerro San Lorenzo.
Wir wanderten durch unberührte Wälder und entlang kristallklarer Flüsse zum Refugio Toni Rohrer, von wo wir in ca. 30 Minuten die Laguna San Lorenzo erreichten. Der Blick auf den San Lorenzo-Gletscher war einmalig!
Fundo San Lorenzo: -47.482789, -72.361030
Distanz vom Fundo San Lorenzo zum Refugio Toni Rohrer: 17 km (hin und zurück)
4. Lago Leones
Der Lago Leones liegt ein paar Kilometer abseits der Carretera Austral. Der See befindet sich im Leones-Tal, einem abgelegenen Gebiet, das von beeindruckenden Gletschern, schroffen Bergen und unberührten Wäldern umgeben ist und nur per Boot oder zu Fuss erreichbar. Er ist ein verstecktes Juwel Patagoniens und ein Muss für Abenteurer und Naturliebhaber. Wenn ihr auf der Suche nach einem Ort seid, der euch die wilde Schönheit und die ruhige Abgeschiedenheit Patagoniens näherbringt, dann ist der Lago Leones genau das Richtige für Dich.
Der Zugang zum Lago Leones erfolgt in der Regel über Puerto Río Tranquilo, von wo aus organisierte Touren angeboten werden. Wir haben die Wanderung auf eigene Faust gemacht und sind südlich von Puerto Rio Tranquillo beim 'Cartel' Rio Leon von der Carretera Austral in die X-732 abgebogen. Die Piste ist teilweise sandig und ohne 4x4-Fahrzeug schwierig (aber nicht unmöglich) zu fahren. Die Brücke vor dem Wanderparkplatz hat unseren 3 Tonnen schweren Piccolo gut gehalten. Da fahren auch grosse Sprinter-Busse mit Doppelbereifung (ohne Passagiere) drüber.
Am Ende der Strasse haben wir unser Auto auf dem Wanderparkplatz stehen lassen und sind von dort zu Fuss weiter. Der Wanderweg ist gut markiert und wäre eigentlich in einem Tag machbar. Doch wir wollten wieder einmal eine Nacht in unserem Zelt verbringen und haben deshalb am See übernachtet. Dies ist nach Rücksprache mit einem lokalen Guide gestattet. Wir verbrachten einen wunderschönen Abend am See und frühstückten am Morgen zu den ersten Sonnenstrahlen. Traumhaft 😍.
Aber nach einer Nacht im Zelt freuten wir uns dann doch wieder auf das Bett in unserem Piccolo.
Abzweigung beim Cartel X-732: -46.738424, -72.861731
Wanderparkplatz: -46.721755, -72.999755
Distanz: 18.5 km (hin und zurück)
5. Glaciar Exploradores
Unweit von Puerto Rio Tranquillo, im malerischen Valle Exploradores, befindet sich der gleichnamige Gletscher. Dieser ist bekannt für seine beeindruckenden Eishöhlen, tiefen Gletscherspalten und das atemberaubende Panorama der umliegenden Berge. Wir haben mit unseren Freunden Pauli und Anias in Puerto Rio Tranquillo eine Gletschertour bei
D-Origen Patagonia gebucht. Die Gletscherwanderung ist nämlich nur mit einem Guide möglich. Iram, unser Privat-Guide und Besitzer der Agentur war eine super Wahl. Die Ausrüstung und Transport zum Gletscher waren inklusive. Wir haben beeindruckende Eisformationen gesehen, sind über tiefe Spalten gelaufen und in die blauen Eishöhlen des Gletschers gestiegen.
Auch wenn sehr viele Touristen (in meistens grossen Gruppen) unterwegs waren. Die Tour hat total viel Spass gemacht. Es lohnt sich allerdings, einen Privatguide (z.B. zu viert) zu buchen denn in grossen Gruppen kommt man nur langsam voran.
WhatsApp Iram von D-Origen Patagonia: +56 9 7664 6250
6. X-723 nach Puerto Ingeniero Ibáñez
Direkt an der Carretera Austral befindet sich der Mirador Confluencia, einem Zusammenfluss zweiter Flüsse. Vom Aussichtspunkt hat man eine spektakuläre Aussicht auf den Río Ibáñez und Río Murta. Die unterschiedlichen Farben und Strömungen der Flüsse bieten ein faszinierendes Naturschauspiel. Es lohnt sich, hier einen Stop einzulegen. Wenige Kilometer nach dem Aussichtspunkt, südlich vom Ort Villa Cerro Castillo, verzweigt die X-723 nach Osten Richtung Puerto Ingeniero Ibáñez. Die Strasse ist unbefestigt, aber gut befahrbar. Jedenfalls bei trockenem Wetter.
Sie besticht durch ihre landschaftliche Schönheit und bietet einen traumhaften Blick auf das Cerro Castillo-Massivs. Die Strasse endet in Puerto Ingeniero Ibáñez. Als wir im Dorf ankamen, parkten wir unser Auto beim Plaza Mayor und folgten der Menschenmenge, welche nur in eine Richtung strömte. Es war Samstag und wir landeten an einer Rodeo-Veranstaltung. Ein Rodeo umfasst oft verschiedene Wettbewerbe, bei denen die ‘Huasos’ ihre Fähigkeiten in Disziplinen wie dem ‘Corral’ (Zusammenarbeit zwischen Reiter und Pferd, um ein Rind zu kontrollieren) und dem ‘Pial’ (das Fangen eines Rindes mit einem Lasso) unter Beweis stellen.
Der Anlass wird oft von einem Volksfest begleitet, das traditionelle Musik, Tanz, Essen und Handwerkskunst umfasst. Es ist eine Gelegenheit für die Locals zusammenzukommen, zu feiern und die lokale Kultur zu geniessen. Es war sehr spannend, dieser Veranstaltung beizuwohnen und ein bisschen Chilenische Tradition zu schnuppern.
Abzweigung Carretera Austral/ X-723:
-46.133545, -72.210813
7. Península Levicán
Unweit von Puerto Ingeniero Ibáñez befindet sich die Península Levicán, die malerische Halbinsel am Ufer des Lago General Carrera. Direkt nach der Überquerung des Rio Ibañez (auf der X-723) verzweigt die unbefestigte X-735 Richtung Südosten zur Península. Wir sind bis zum Ende der Strasse gefahren und fanden einen wunderschönen Übernachtungsplatz direkt an der Bucht, wo wir ein paar ruhige Tage mit kleinen Spaziergängen genossen haben.
Diverse Wanderungen bieten spektakuläre Ausblicke auf den See und die umliegenden Berge und einige Wege führen zu einsamen Stränden und versteckten Buchten.
Abzweigung X-723 / X-735: -46.268277, -72.005699
Übernachtungsplatz Peninsula: -46.23056, -71.51170
8. Cuevas de Mármol - die Marmorhöhlen
Die Cuevas de Mármol befinden sich in der Nähe der kleinen Ortschaft Puerto Río Tranquilo am Ufer des Lago General Carrera, dem grössten See Chiles. Die Höhlen bestehen aus reinem Marmor und wurden über Jahrtausende hinweg durch die Erosion des Wassers geformt. Die Resultate sind atemberaubende natürliche Skulpturen und gewundene Tunnel. Die Wände der Cuevas de Mármol schimmern in verschiedenen Blautönen, die durch das reflektierende Wasser des Lago General Carrera entstehen.
Das Sonnenlicht, das durch die Wasseroberfläche dringt verstärkt die Farben und schafft ein beeindruckendes Farbenspiel. Die einzigartigen Formen der Marmorhöhlen, kombiniert mit der majestätischen Kulisse des Lago General Carrera, machen diesen Ort zu einem der schönsten und faszinierendsten Naturschauspiele Chiles.
Wunderschön ❤️.
Die Cuevas de Mármol sind nur mit dem Boot oder mit dem Kajak erreichbar. Wir sind nach Puerto Rio Tranquilo gefahren, haben die Tour am Tag zuvor direkt amHafen bei einem der unzähligen Tourenanbieter gebucht und konnten da auch gleich übernachten. Für Abenteuerlustige gibt es auch die Möglichkeit, die Marmorhöhlen mit dem Kajak zu erkunden.
Puerto Rio Tranquilo Tourenanbieter:
-46.622703, -72.67418290
9. Puerto Raúl Marin Balmaceda
Regenwald, Vulkan und Meer... auf diese Kombination trafen wir in Puerto Raúl Marin Balmaceda. Das kleine Dorf liegt in einem Naturschutzgebiet und lebt vor allem von der Fischerei und den paar Touristen, die sich hierher verirren. Die Umgebung besticht durch ihre fantastische Tier- und Pflanzenwelt. Puerto Raúl Marín Balmaceda liegt an der Mündung des Palena-Flusses in den Pazifischen Ozean, etwa 200 Kilometer nördlich von Coyhaique.
Der Ort ist relativ abgelegen und kann entweder über eine Kombination von Strassen und Fährverbindungen oder per Boot erreicht werden. Wir sind auf der Carretera Austral bis zur Stadt La Junta gefahren. Von dort aus führt die unbefestigte X-12 westlich bis zu einem Fährhafen, wo eine kurze Überfahrt notwendig ist, um nach Puerto Raúl Marín Balmaceda zu gelangen. Wir haben vor Ort eine Bootstour gebucht und konnten Seelöwen, Delphine und eine Vielzahl von Seevögeln beobachten.
Die Umgebung von Puerto Raúl Marín Balmaceda bietet auch schöne Wanderwege, die durch üppige Wälder und entlang von Flüssen und Stränden führen.
Der Abstecher ans Meer hat sich total gelohnt und wir haben hier einen weiteren wunderschöner Ort abseits der Carretera Austral entdeckt🚐😍.
Puerto Raúl Marín Balmaceda: -43.793092, -72.933646
10. Vulkan Chaitén und Pumalin Nationalpark
Der Vulkan Chaitén befindet sich unmittelbar an der Carretera Austral, innerhalb des Pumalín-Nationalparks, einer der grössten privaten Naturschutzgebiete der Welt. Eigentlich hielt man diesen für erloschen... bis 2008. Dann erhob sich nach über 9’000 Jahren Inaktivität eine bis zu 20 Kilometer hohe Aschewolke über dem Krater und innerhalb von vier Tagen wurden mehr als 60 vulkanische Erdbeben ausgelöst. Das kleine Dorf Chaitén und ein Teil des Pumalin-Nationalparks wurden mit einer 15 cm dicken Ascheschicht bedeckt. Die Bewohner mussten evakuiert werden.
Es handelte sich um eine der explosivsten Erruptionen die je in Chile registriert wurden. Heute strahlt das Dorf Chaitén von Aussen in neuem Glanz. Aber die Einheimischen erzählen immer wieder vom Vulkanausbruch. Das Ereignis steckt wohl noch tief in deren Knochen. Mittlerweile ist es wieder möglich zum Kraterrand des Vulkans Chaitén zu wandern, was wir uns natürlich nicht haben entgehen lassen. Von oben hat man einen spektakulären Blick auf den neuen Lavadom und die umliegende Landschaft. Der Pumalín-Nationalpark, in dem sich der Vulkan befindet, bietet zahlreiche weitere Möglichkeiten zur Naturerkundung.
Der Nationalpark ist bekannt für seine dichten Regenwälder, Wasserfälle und eine reiche Tierwelt, einschliesslich der seltenen Anden-Hirsche (Huemul). Unsere letzte Wanderung entlang der Carretera Austral führte uns durch den Regenwald zur Laguna Tronador. Wahnsinnig eindrücklich diese riesigen alten Bäume.
Start Wanderung Vulkan Chaitén: -42.805698, -72.668214
Distanz: 4.5 km (hin und zurück)
Start Wanderung Laguna Tronador: -42.654384, -72.580219
Distanz: 4.5 km (hin und zurück)
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Gravel Cruiser Köln (Dienstag, 11 Juni 2024 15:11)
Cooler Beitrag und Bilder!