Argentinien ist ein faszinierendes Land, das für seine leidenschaftliche Kultur, spektakuläre Landschaften, Tango-Musik sowie für seine lebendigen Städte bekannt ist. Es vereint eine vielfältige Mischung aus europäischen, indigenen und afrikanischen Einflüssen.
Argentinien ist an beeindruckenden Naturschönheiten kaum zu überbieten. Die majestätischen Anden in Patagonien, die unberührte Schönheit der Puna oder die atemberaubenden Wasserfälle von Iguazú, um nur ein paar zu nennen. Die Argentinier sind stolz auf ihr Land und ihre Leidenschaft für das Leben.
Es war Liebe auf den zweiten Blick!
2015 waren wir schon einmal in Argentinien. Doch damals hielt sich unsere Begeisterung für das Land in Grenzen. Wir wurden oft von der Polizei kontrolliert und fanden den Draht zu den Einheimischen nicht. Ob das wohl an unserem Kontrollschild lag? Wir kauften damals in Santiago de Chile ein Auto und fuhren mit Chilenischen Kontrollschildern durch Argentinien. Wir lernten später, dass die Chilenen und die Argentinier nicht die dicksten Freunde sind.
2019 haben wir unseren VW T5 4x4 nach Uruguay verschifft mit dem Ziel, ganz Südamerika zu bereisen. Siehe dazu auch unseren Beitrag Autoverschiffung nach Südamerika. oder unseren Reisebericht über die schönsten Orte von Uruguay
Wir gaben Argentinien eine zweite Chance. Dass wir dann 16 Monate hängen bleiben werden und das faszinierende Land mittlerweile zu unserer zweiten Heimat geworden ist, hätten wir damals nicht gedacht. COVID sei Dank!
Wir haben die Pandemie in Chilecito/La Rioja verbracht und sind dort 9 Monate gestrandet. Was wir in diesen 16 Monaten erlebt haben und wie wir die Corona-Krise in Argentinien ausgestanden haben, könnt Ihr in unseren Blogs nachlesen:
In diesem Blog erzählen wir Dir von unseren Erfahrungen rund um das Reisen mit dem Wohnmobil in Argentinien. Wo kann man übernachten, wo findet man Frischwasser, wie gut (oder schlecht) sind die Strassen, wie gefährlich ist Argentinien, wie reist man dank dem Blue Dollar günstig durch Argentinien und vieles mehr....
Lage und Klima
Argentinien liegt im Süden von Südamerika und grenzt im Westen an Chile, im Norden an Bolivien und Paraguay und im Nordwesten an Brasilien und Uruguay. Mit seiner Fläche von knapp 2,8 Mio. km² ist Argentinien der achtgrösste Staat der Erde und der zweitgrösste des südamerikanischen Kontinentes. Argentinien zieht sich im wahrsten Sinne des Wortes in die Länge und deckt dadurch mehrere Klima- und Vegetationszonen ab.
Die beste Reisezeit hängt daher stark von den Zielen ab, die Du besuchen möchtest. In den nördlichen Regionen, wie beispielsweise in Buenos Aires, ist das Klima subtropisch, mit heissen und feuchten Sommern (Dezember bis Februar) und milden Wintern (Juni bis August). Die Zentralregionen Argentiniens, einschliesslich der Pampa, haben ein gemässigtes Klima mit warmen Sommern und kühlen Wintern.
Die Andenregionen im Westen können das ganze Jahr über extreme Wetterbedingungen aufweisen, wobei die Sommer angenehm und die Winter kalt sind. Die südlichen Regionen Patagoniens sind für ihre kalten, windigen Bedingungen bekannt, wobei der Sommer die bevorzugte Reisezeit ist, um die rauhe Schönheit dieser Gegend zu erleben.
Argentinien ist ein Land, welches mit dem Mietcamper oder dem eigenen Camper leicht zu bereisen ist. Die Firma Andean Roads vermietet Wohnmobile ab Buenos Aires. Wicked Campers vermietet Wohnmobile in ganz Südamerika.
Sicherheit
Wir haben uns immer sehr sicher gefühlt in Argentinien. In grossen Städten wie Buenos Aires oder Córdoba gibt es wie in jeder Grossstadt bestimmte Sicherheitsrisiken. Wie in vielen europäischen Ländern gibt es in Argentinien Taschendiebstahl und gelegentlich Raubüberfälle. Davon blieben wir allerdings verschont. Wir haben keine Wertsachen mit dabei und lassen in grösseren Städten unser Auto nie unbeaufsichtigt. Da bezahlen wir gerne für einen bewachten Parkplatz.
Campingplätze vs. 'Wild' campen
In Argentinien gibt es viele Campingplätze, sowohl öffentliche (Municipal - von der Gemeinde zur Verfügung gestellt) als auch private. Diese variieren stark in ihren Einrichtungen und Preisen. Die Sanitären Anlagen sind zweckmässig, manchmal mit warmen Duschen, manchmal sind die Duschen auch kalt. Sie sind meist sehr einfach gehalten und mit 'Asados' (Grillstellen) versehen. Die Preise können je nach Lage und Ausstattung zwischen 5 und 15 € liegen.
Viele Campingplätze haben wir in Argentinien allerdings nicht gesehen. Wir haben fast ausschliesslich 'wild' übernachtet und wurden nie weggeschickt. Dabei haben wir immer darauf geachtet, dass wir von der Strasse nicht sichtbar waren. Zudem vermeiden wir es grundsätzlich, in bewohnten Gegenden oder in Städten zu übernachten. Argentinien ist wohl DAS Freisteherland in Südamerika. Wir haben uns immer sicher und wohl gefühlt. Grossstädte haben wir gemieden. Wir sind vor dem Eindunkeln immer raus gefahren oder wenn es nicht anders ging auf einem bezahlten Platz übernachtet (Camping oder bewachter Parkplatz).
Unseren Übernachtungsplatz haben wir jeweils am Nachmittag gesucht, damit wir den Ort bei Tageslicht noch sehen konnten. Wenn das Bauchgefühl für uns beide gestimmt hat, sind wir geblieben. Die App iOverlander hat uns geholfen, einen Platz zu finden. Oft haben uns diese Plätze allerdings nicht angesprochen weil sie sich entweder an der Strasse oder in der Nähe eines Wohngebietes befanden. Selbst bei den abgelegensten Plätzen kam oft ein Einheimischer vorbei um nach dem rechten zu sehen. Dabei war ein kurzer 'Chat' sehr hilfreich, damit sich am Ende beide wohl fühlten.
Wäsche waschen unterwegs
In Argentinien gibt es fast in jedem Ort eine Wäscherei. Wenn man die schmutzige Wäsche am Morgen abliefert, erhält man sie in der Regel am gleichen Tag zurück. Die Preise lagen bei 5 – 6 €/Ladung.
Ab und zu waschen wir unsere Wäsche auch von Hand. Natürlich mit biologisch abbaubarem Waschmittel, welches wir jeweils selber produzieren. Rezepte dazu findest Du bei www.smarticular.com.
Frischwasser und Dumping
Entsorgungsstellen mit Frischwasser gibt es in Argentinien kaum. Da wir keine Chemie in unserer Toilette verwenden und Nr. 1 von Nr. 2 trennen (wir haben eine Trockentrenntoilette) sind wir komfortabel unterwegs. Nr. 1 entsorgen wir in der öffentlichen Toilette oder wir düngen die Grünflächen von Argentinien, so wie es die Rinder tun. Nr. 2 entsorgen wir im Haushaltabfall oder wir graben im Wald ein tiefes Loch und verbrennen anschliessend das Papier. Bitte OHNE Chemie-Toilette nach Argentinien fahren!!
Das Trinkwasser
Trinkwasser ist in Argentinien in der Regel leicht zugänglich. Viele Campingplätze verfügen über Wasseranschlüsse, an denen Du Dein Wohnmobil befüllen kannst. Alternativ kannst Du auch an vielen Tankstellen Wasser auffüllen. Das Wasser schmeckt allerdings in der Regel nach Chlor. Für den Abwasch oder als Duschwasser hat uns das gereicht. Trinkwasser haben wir oft aus den Flüssen oder Seen getankt. Allerdings filtern wir dieses IMMER mit unserem MSR-Wasserfilter bevor wir es trinken.
Wasser bekommt man selbstverständlich auch in Argentinien in jedem kleinen Laden in 6-Liter-Plastikflaschen. Zwar gibt es in einigen Orten Abfalltrennung, doch wo dieser am Schluss landet wusste niemand so genau. Aus diesem Grund vermeiden wir es grundsätzlich, Wasser in Plastikflaschen zu kaufen.
Duschen
Öffentliche Duschen gibt es in Argentinien an einigen YPF-Tankstellen oder auf den Municipal Campingplätzen. Wir haben vorwiegend in der Natur geduscht, weil wir sehr selten auf einem Campingplatz übernachtet haben. Wir sind Warmduscher und heizen unser Duschwasser vor dem Gebrauch mit unserem Boiler auf... Duschen kann man sich natürlich auch in einer der unzähligen Thermen in Argentinien.
Einkaufen
In Argentinien gibt es in den Städten Supermärkte wie z.B. Jumbo, Disco, Dia oder Carrefour. In Patagonien findet man vorwiegend Läden der Kette La Anonima. In kleineren Orten gibt es lokale 'Tiendas', Mann findet dort keine Regale mit 50 Sorten Joghurt oder Käse. Aber man findet alles für den täglichen Bedarf, was uns völlig ausgereicht hat. Früchte und Gemüse kauften wir in den 'Verdulerias'. Das sind kleine Läden die fast ausschliesslich Früchte und Gemüse verkaufen. Die Versorgung ist überall ausreichend in Argentinien.
Grosse Baumärkte, wie wir sie aus Europa kennen gibt es in Argentinien kaum. Dafür in jedem kleinen Dorf eine oder mehrere 'Ferreterias'. Das sind kleine Handwerkerläden, die häufig eine grosse Auswahl an Artikel anbieten. Oft sind diese spezialisiert auf z.B. Sanitärartikel, Holz etc. Pit liebt diese 'Ferreterias' und war oft erstaunt, was er alles finden konnte.
Preise
2015 waren in Argentinien die Preise recht hoch im Vergleich zu den anderen Ländern in Südamerika. Insbesondere in den letzten Jahren gab es jedoch eine beträchtliche Inflation, die sich auf die Preise auswirkte. Argentinien war bei unserer zweiten Reise 2020 - 2022 sehr günstig, ja sogar eines der günstigsten Länder in Südamerika. Die Inflation hat seit dem Amtsantritt von Javier Milei im Jahr 2023 einen historischen Höchststand erreicht. Die Preise ändern sich jeden Tag.
Bargeldbezug und Kreditkarten
In Argentinien gibt es den sogenannten 'Blue-Dollar'. Dies ist der inoffizielle Wechselkurs des US-Dollars in Argentinien. Er entstand aufgrund von Restriktionen und Kontrollen, die die argentinische Regierung auf den Devisenmarkt verhängt hat. Ursprünglich wurden diese Beschränkungen eingeführt, um den Abfluss von Devisen aus dem Land zu begrenzen und die Devisenreserven zu schützen.
Diese Kontrollen führten jedoch zu einem wachsenden Schwarzmarkt für Devisen, auf dem der US-Dollar zu einem höheren Kurs gehandelt wurde als der offizielle Wechselkurs. Die Differenz zwischen dem offiziellen Wechselkurs und dem Blue-Dollar-Kurs kann beträchtlich sein und spiegelt das Misstrauen der Anleger in die Stabilität der argentinischen Währung und Wirtschaft wider. Menschen nutzen den Blue Dollar oft, um Geschäfte zu tätigen oder Ersparnisse zu schützen, da die offizielle Währung jeden Tag an Wert verliert.
Wer also Geld sparen möchte, bezahlt in Argentinien nicht mit der Kreditkarte, denn bei diesen Transaktionen (auch beim Bezug von Bargeld am Geldautomaten) wird in der Regel der offizielle (schlechtere) Kurs verrechnet. Mit 100-Dollar-Noten kann man in Buenos Aires auf der Strasse oder teilweise in Geschäften Pesos zum Blue Dollar kaufen. Sogar Western Union bietet (noch) Pesos zum Blue Dollar-Kurs an. Das lohnt sich!! Wer nach Argentinien reist, sollte deshalb 100-Dollar-Noten dabei haben.
Western Union Filialen gibt es in allen grösseren Orten. Zuerst tätigt man über die Western-Union-Webseite oder über die Western Union App eine Überweisung an sich selbst. Diese Transaktion kann man über die Kreditkarte abbuchen lassen. Nach der erfolgreichen Überweisung wird eine Bestätigung an Deine Email-Adresse geschickt, mit welcher Du am Western Union-Schalter Pesos beziehen kannst. Es lohnt sich, vor der Überweisung am Schalter zu fragen wie viel Geld bezogen werden kann. Die Büros sind nicht immer flüssig. Das Vorgehen ist etwas aufwendig, aber man erhält dafür den massiv besseren Kurs 😊.
Die Strassen
In Argentinien sind die Hauptverkehrsstrassen (Ruta National) geteert und in relativ gutem Zustand. Toll-Gebühren gibt es kaum in Argentinien. Darüber hinaus gibt es ein paar geteerte Landstrassen die teilweise in gutem Zustand sind oder aber mit heftigen Schlaglöchern versehen sind. Die Ruta 40 ist mittlerweile - bis auf ein paar Kilometer - geteert. Wer sich gerne abseits der Hauptverkehrsachse aufhält und in etwas abgelegenere Gegenden reisen möchte, kommt in den 'Genuss' von sehr anspruchsvollen und anstrengenden Strassen.
Diese sind z.T. in sehr schlechtem Zustand, mit Schlaglöchern, unebenen Oberflächen oder häufig auch Wellblechpisten. Argentinien fehlt das Geld für die Sanierung der Strassen. Da wir sehr gerne in abgelegenen Orten unterwegs sind, hat unser Piccolo sehr viele schlechte Strassen gesehen und gelitten. Die traumhafte Landschaft hat die Anstrengung aber in der Regel Wett gemacht. Wir haben diverse YouTube-Videos und Shorts zu den schönsten Pisten in Argentinien erstellt. Schau doch mal rein!
Internet und Telefonie
In Argentinien findet man oft in den Cafés kostenloses Wlan. Beliebt bei Reisenden sind die Full-Cafés bei den YPF-Tankstellen. Die Verbindung ist aber meistens nicht die Beste. Wir haben eine argentinische SIM-Karte gekauft und konnten damit surfen, wann und wo wir wollten... wenn wir denn ein Signal hatten. In Argentinien gibt es drei Anbieter: Movistar, Claro und Personal. Wir haben uns für Personal entschieden, weil Personal angeblich die beste Abdeckung in ganz Argentinien hat. In Patagonien war dies aber nicht der Fall. Da wäre Movistar die bessere Option gewesen. Die Preise waren bei beiden Anbietern etwa gleich.
Die SIM-Karten sind am Busbahnhof, in Shopping-Malls oder in jeder Stadt in diversen Läden erhältlich. Die Lokale sind in der Regel mit einem entsprechenden Zeichen des Anbieters versehen. Das Aufladen ist einfach, entweder mit der Kreditkarte online oder in einem Geschäft, welches mit dem Personal bzw. Movistar-Zeichen markiert ist, häufig eine Apotheke. Am besten fragt man einfach im ersten Laden nach, wo man die SIM-Karte aufladen kann. Die Argentinier sind dann so nett und erklären Dir den Weg zum nächsten Händler.
Die Leute
Die argentinische Mentalität ist eine faszinierende Mischung aus Stolz auf die eigene Kultur, Leidenschaft für soziale Interaktionen und eine gewisse Resilienz gegenüber wirtschaftlichen Herausforderungen. Die Argentinier sind stolz auf ihre reiche Geschichte, ihre Traditionen und ihre kulturelle Vielfalt. Sie schätzen Kunst, Literatur, Musik und das kulturelle Erbe des Landes, was sich in ihrer lebhaften Kunstszene und ihrer Begeisterung für den Tango widerspiegelt. Fussball ist eine der grössten Leidenschaften der Argentinier. Die nationale Fussballmannschaft und lokale Vereine haben eine starke Anhängerschaft, und Spiele sind oft ein bedeutendes soziales Ereignis, das Menschen aus allen Schichten des Lebens zusammenbringt.
Die Argentinier geniessen das Leben in vollen Zügen und sind sehr gesellig. In keinem Land in Südamerika wurden wir so oft angesprochen und eingeladen wie in Argentinien. So auch am 18.12.2022, als sich die Argentinische Fussballmannschaft den Weltmeistertitel holte. Wir waren in Puerto Deseado und haben mit den Einheimischen gefeiert!
Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen und politischer Instabilität haben die Argentinier oft eine bemerkenswerte Fähigkeit, sich an schwierige Umstände anzupassen und Optimismus zu bewahren. Das haben wir auch während der Pandemie erlebt, welche wir in Argentinien verbracht haben.
Mate-Kultur
Argentinien ist ein Mate-Land. Mate ist eine Art Tee, welcher in Südamerika angebaut wird und in vielen Ländern Südamerikas getrunken bzw. zelebriert wird. Mate trinkt man in der Gemeinschaft, aus einem Becher, welcher unter Freunden herumgereicht wird. Viele Argentinier laufen deshalb mit einer Thermoskanne unter dem Arm und einer Mate-Tasse in der Hand durch die Gegend. Überall wird Mate getrunken und zelebriert. Während Corona hat es dann auch sehr lange gedauert, bis sie auf das gemeinsame Mate trinken verzichtet haben.
Wir sind fasziniert von diesem wunderschönen Land. Von den offenen und liebenswürdigen Menschen, welche trotz lang anhaltender Krise nie den Lebensmut verlieren. Von den atemberaubenden und vielfältigen Landschaften, welche sich über das ganze Land hindurch ziehen. Wir sind aber auch etwas traurig, dass ein Land, welches einmal zu den reichsten der Welt gehörte und über so viele reiche Schätze verfügt in so einer tiefen Krise steckt.
Wir drücken den Argentiniern für die Zukunft die Daumen!
>> Unsere YouTube Videos aus Argentinien
>> Blog: Mit unserem 4x4 Bulli durch die Argentinische Puna
Kommentar schreiben