Wir wollen mit unserem eigenen Auto nach Südamerika. Diesen Entschluss haben wir gefällt als wir 2015 für fünf Monate in Chile, Argentinien und Bolivien herumgereist sind. Kaum waren wir Zuhause haben wir einen ‘Anforderungskatalog' für unser Fahrzeug erstellt. Nach einem langen Evaluationsprozess haben wir uns in den gelben Offroad Bulli von Werz verliebt. Seit Mai 2018 leben wir im Bus und die ersten 1 1/2 Jahre haben wir mit unserem Piccolo Europa und Marokko erkundigt. Im Frühling 2019 haben wir uns dann entschieden den gesamten Südamerikanischen Kontinent zu bereisen. Nun konnten wir uns also mit der Verschiffung auseinandersetzen. Für uns war klar, wir wollten nach Uruguay verschiffen. Uruguay scheint für uns ein idealer Startpunkt für unsere Südamerikareise. Es gilt als das sicherste Land in Südamerika. Und der Hafen von Montevideo ist klein und überschaubar. Für die Überfahrt nach Südamerika gibt es grundsätzlich zwei Varianten:
Roll On Roll Off oder Verschiffung mit Container. Schlussendlich haben wir uns für die Verschiffung mit dem Container entschieden und sind froh über diese Entscheidung.
Nachstehend findet Ihr unseren Erfahrungsbericht sowie die Kostenaufstellung und die Vor- und Nachteile Roll On Roll Off vs. Containerverschiffung:
Roll On Roll Off von Europa nach Montevideo
Bei der Roll On Roll Off Verschiffung wird das Fahrzeug auf das Frachtschiff gefahren, parkiert und nach Ankunft wieder vom Schiff gefahren. Die klassische Route führt mit der Reederei Grimaldi von Hamburg oder Antwerpen nach Montevideo. Nach Zarate (Buenos Aires) ist auch möglich aber dieser Hafen wird von verschiedenen Reisenden abgeraten. Uns ist keine weitere Reederei bekannt welche Roll On Roll Off anbietet. Die deutsche Firma Seabridge vermittelt die Überfahrt mit der Grimaldi. Die Kommunikation ist in Deutsch was sehr hilfreich sein kann. Wer Lust hat mit dem Auto mitzureisen kann eine der wenigen Kabinen auf der Grimaldi buchen und selber mit dem Auto auf die Fähre fahren. Das Frachtschiff bietet etwa 6 Kabinen für Touristen an welche die 4 – 5wöchige Überfahrt miterleben möchten. Wer in der Hauptreisezeit mitfahren möchte (von August bis November) sollte frühzeitig buchen denn die Kabinen sind rasch ausgebucht (mind. 6 Monate oder besser 12 Monate vorher). Wir wären gerne mit dem Frachtschiff mitgefahren, konnten aber aus ‘familiären und medizinischen Gründen’ den Abreisetermin erst im August festlegen so dass die Kabinen von September bis November 2019 bereits ausgebucht waren. Also haben wir unseren Piccolo provisorisch für die Oktoberfähre gebucht und uns mit dem Flug nach Montevideo befasst. Die Fähre kann man bis zum Tag der Beladung kostenlos stornieren!
Kosten für unseren VW T5
inkl. Versicherung, Hafengebühren mit Agent: ca. € 3'350.00
Kosten für die Kabine: zusätzlich ca. € 5’000.00 für 2 Personen inkl. Vollpension (je nach Kabine)
Vorteil: Man muss die Überfahrt erst bezahlen wenn das Auto auf dem Schiff ist. Vorher kann man kostenlos stornieren.
Nachteil: Wenn man nicht selber mit dem Fahrzeug mitfährt muss das Auto und der Schlüssel in Hamburg abgegeben werden. Die Crew fährt das Fahrzeug auf die
Fähre und wieder runter. Man hört immer wieder ‘Geschichten’ dass die Fahrzeuge während der Überfahrt ausgeräumt werden (die aktuellste von November 2019). Weiter sind die Abfahrts- und die Ankunftszeiten der Fähre sehr volatil sein. Man muss sehr flexibel sein, das wird auch von Anfang an deutlich kommuniziert von Seabridge.
Verschiffung mit dem Container ab Hamburg, Mailand...
Als klar war, dass wir nicht mit dem Schiff mitfahren können
haben wir uns die alternative Möglichkeit der Containerverschiffung angeschaut. Warum? Wir wollten unseren Autoschlüssel nicht der Reederei übergeben denn in
unserem Fahrzeug befindet sich unser ganzer Haushalt. Für eine Verschiffung mit Container gibt es zwei Grössen:·
Kosten für unseren VW T5 im 20 Ft. Container
inkl. Versicherung, Hafengebühren und Agent: ca. € 4'000.00
Kosten für unseren VW T5 im 40 Ft. Container (2 Autos) inkl. Versicherung, Hafengebühren und Agent: € 2'250.00 je Partei.
Die Verschiffung unseres VW T5 ist in beiden Containern möglich. Nun ist es aber finanziell interessanter einen Container von 40 Ft. mit einem Reisepartner zu teilen. Also machten wir uns auf die Suche nach einem ‘Reisegspändli’ für unseren Piccolo. Wir haben den Aufruf in den gängigen Foren wie Panamericanainfo, Drive the Americas, Horizons Unlimited oder der Facebookgruppe Overlanding Southamerica plaziert. Schlussendlich sind wir auf Horizons Unlimited fündig geworden und sind auf Birgit und Robert aus dem Südtirol gestossen.
Die beiden haben bereits einen Container ab Mailand gebucht gehabt. Mailand? Da gibt es doch gar keinen Hafen? Aber schlussendlich spielte es für uns keine Rolle wo wir unseren Piccolo in den Container steckten. Im Gegenteil: Mailand war für uns viel Näher als Hamburg. Nun ging alles sehr schnell. Wir nahmen Kontakt auf mit dem Spediteur GDT Logistics in Mailand auf über welchen Birgit und Robert den Container gebucht hatten. Maurizio, der Chef des Speditionsunternehmens war jederzeit per Email erreichbar und hat unsere Fragen immer prompt beantwortet. Auch die Übergabe unseres Autos in Mailand klappte reibungslos. Der Container stand bereits da als wir eintrafen. Die Verladung in den Container inkl. Sicherung der Fahrzeuge dauerte etwa 1.5h. Fertig. Der Container wurde anschliessend von Mailand mit dem Lastwagen nach Genua gefahren wo er auf die MSC Athena verladen wurde. Jetzt hiess es 5 Wochen warten. Wir haben das Schiff fast täglich über Marinetraffic verfolgt. Jetzt wissen wir auch weshalb die Überfahrt so lange dauert. Das Schiff machte an jeder Ecke halt. Zuerst an der Küste von Italien, dann Spanien, Malta, Afrika und dann endlich über den Atlantik nach Brasilien und weiter nach Uruguay. Das Schiff kam einen Tag zu früh an. Wir waren noch in Buenos Aires…
Unser Agent in Montevideo, Eduardo Kessler, hat uns bereits kontaktiert wo wir denn stecken. Der Container sei bereits eingetroffen. Eduardo unterstützte uns beim gesamten Prozess den Container im Hafen zu finden und die Autos durch den Zoll zu bringen. Theoretisch kann man die Abwicklung selber an die Hand nehmen. Aber als wir von Eduardo von einer Ecke zur anderen durch den ganzen Hafen gefahren wurden und wir gesehen haben wie ‘sanft’ die Zollabwicklung von statten ging waren wir froh um Eduardo. Die Ausgaben haben sich mehr als gelohnt. Die gesamte Abwicklung in Montevideo war wie folgt:
- Termin bei Eduardo Kessle nach Ankunft des Containers: Er kopierte alle Papiere der Fahrzeughalter (Haftfpflichtversicherung für Uruguay (wir haben eine Versicherung bei der Allianz via Speiser Seguros abgeschlossen), Fahrzeugausweis, Führerschein, Pass). Die Bill of Lading, welche wir von der Spedition in Mailand erhalten haben mussten wir Eduardo übergeben. Ohne «Original» Bill of Lading kein Fahrzeug!
- Ankunftspapier (Certificado de Llegada) bei der Migracion abholen: das Papier muss gegen Vorweisen des Passes persönlich abgeholt werden.
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Übergabe des Certificado de Llegada an Eduardo: nun waren alle Papiere komplett. Eduardo bereitet eine Vollmacht vor die wir unterzeichnen mussten damit er alles vorbereiten
kann ohne uns im Hafen von Montevideo (Maritime Agency, Terminal Container, Port Authority..).
Dauer Schritt 1 - 3: 1h - Information an die Spedition: Eduardo informierte die Spedition dass wir bereit sind das Fahrzeug aus dem Container zu holen. Der Termin zur Übergabe wurde auf den nächsten Tag gelegt. Mañana...
- Bezahlung der Speditionsgebühren: wir begaben uns zum Hafengelände. Eduardo hat uns mit seinem Fahrzeug im Hafen herumchauffiert. Erster Halt war die Speditionsfirma bei der wir die Gebühren bezahlen mussten damit wir den Container öffnen konnten.
- Entladung der Fracht: wir fuhren mit Eduardo weiter zum Spediteur wo wir bereits unseren Container sahen. Nach Bezahlung der Speditionsgebühren wurde unser Container geöffnet und das Befestigungsmaterial entfernt. Wir durften unsere Autos unbeschädigt in Empfang nehmen. Ok, eine klitzekleine Schramme hatte unser Piccolo. Da war wohl einer mit dem Werkzeug zu nahe am Auto beim Entfernen der Befestigung... wird wohl nicht die letzte Schramme sein in Südamerika…
- Autos scannen: direkt bei der Spedition konnten wir unsere Autos scannen so dass wir für die Durchfahrt beim Zoll vorbereitet waren.
- Zollabfertigung (Aduana): wir fuhren mit unserem Auto zur Aduana wo wir das ‘Einreisepapier’ für unser Auto erhalten haben. Unser Auto wurde nicht durchsucht, Fragen wurden keine gestellt. Unser Auto darf nun 1 Jahr in Uruguay bleiben. Das Dokument müssen wir behalten und bei unserer Ausreise aus Uruguay abgeben. Sehr wichtig!
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Ausfahrt aus dem Hafengelände: nun ist alles erledigt. Wir durften gegen Vorweisung des ‘Einreisedokumentes’ das Hafengelände verlassen. Bienvenido a Uruguay!
Für die Abwicklung der Schritte 5 – 9 haben wir 2h benötigt.
Effektive Kosten Containerverschiffung / unser Anteil:
- Spediteur GDT Logistics Mailand: $ 1411
- Kosten Certificado de Llegada: $ 6,5 (234 UYU)
- Hafengebühren: $ 40
- Kosten Spediteur Montevideo: $ 275
- Hafenverwaltung: $ 250
- Hafenverwaltung 1 Tag extra: $ 55
- Hafenlogistik: $ 237
- Kosten Agent Eduardo Kessler: $ 250
Total: $ 2'525 (€ 2'250)
Wir haben lediglich die Speditionsfirma und die Kosten für das Certificado de Llegada selber bezahlt. Die verschiedenen Hafengebühren hat Eduardo im Vorfeld für uns bezahlt. Wir haben ihm diese am Schluss zurückerstattet.
Unser Fazit
Wir sind sehr zufrieden mit der ganzen Abwicklung. Von der Übergabe an den Spediteur in Mailand bis zur Übernahme des Fahrzeuges in Montevideo hat alles super geklappt. Wir haben uns die ganze Abwicklung mit der Containerverschiffung komplizierter vorgestellt. Schlussendlich waren wir positiv überrascht wie einfach alles lief. Und das erst noch mit der kostengünstigsten Variante und der Fahrzeugabgabe in Mailand beim Spediteur und nicht in Hamburg am Hafen.
Wir würden die Verschiffung mit Container jederzeit wieder so abwickeln! Oder beim nächsten Mal frühzeitig buchen und mit der Grimaldi mitfahren… 😊.
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Frank (Mittwoch, 04 Dezember 2019 21:34)
Danke für die Tipps. Wie ist das Auto im Container versichert. Was passiert, wenn der Container über Board geht. Auch wenn man sich das nicht vorstellen will.
Euch weiterhin eine tolle Reise. Ich reise mit.
Frank
www.randulinas.ch (Donnerstag, 05 Dezember 2019 10:40)
Super Bericht! Falls ihr von Cartagena (Col) nach Colon (Pan) verschiffen wollt, findet ihr auf unserer Website ebenfalls eine Anleitung.
Liebe Grüsse Iris
Nicole & Pit - swissoverlander.ch (Donnerstag, 05 Dezember 2019 13:58)
Lieber Frank.
Danke und schön wenn Du mit uns mitreist...�. Wir hatten die Beschädigung des Fahrzeugs und den Total Loss versichert. Also wenn der Container über Bord springt. Allerdings haben wir die Havarie Grosse nicht versichert gehabt. D.h. wenn das Schiff sinkt und Kosten entstehen z.B. für die Bergung und Abschleppen etc. haften alle Personen die Waren an Bord haben. Da erst kürzlich ein Schiff gesunken ist dachten wir die Gefahr wäre nicht so gross dies zu versichern.... ��.
Liebe Grüsse, Nicole und Pit
Toni Hänninen (Freitag, 06 Dezember 2019 09:19)
Cool! Sehr coole Tips!! Verschiffung ist tatsächlich keine Hexerei. ich habe ein Auto mit RoRo von Veracruz nach Bremerhaven verschifft (Umzug Mexico-Schweiz) und am kompliziertesten war der deutsche Zoll, da die eine Kaution für die durchreise wollten.
Geniesst Südamerika!
Nicole & Pit - swissoverlander.ch (Freitag, 06 Dezember 2019 13:56)
Vielen herzlichen Dank Toni ��
Andreas & Gabi (Sonntag, 29 Dezember 2019 18:17)
Wir wünschen euch ganz viel Spass möglichst Unfall und Pannenfreie Fahrt.
Wir selber genissen die Zeit in Unserm T3 Westi
2WD, das was Ihr macht wäre schon ein Abenteuer
Aber Iwo fehlt uns dazu noch was Mut. Wir werden euch folgen u d lesen u d schauen was Ihr alles macht.
Habt Fun, ihr macht es richtig
Viele Grüsse aus der Schweiz
Nicole & Pit - swissoverlander.ch (Sonntag, 29 Dezember 2019 20:37)
Liebe Gabi, lieber Andreas
Vielen herzlichen Dank! Naja, das mit dem Mut ist so eine Sache. Das Schwierigste für uns war der Entscheid, den Umstieg anzugehen. Das kam nicht von heute auf morgen, das war ein Prozess. Und am Ende des Prozesses war es für uns sonnenklar, das ist der richtige Entscheid. Was können wir denn verlieren? Die Erlebnisse kann uns niemand nehmen und die Erfahrungen prägen fürs Leben. Und zurückkehren könn(t)en wir jederzeit. In diesem Sinne, wenn es Euer Wunsch ist... go for it, wenn nicht heute dann morgen. Aber wartet nicht bis übermorgen... :-).
Herzliche Grüsse
Nicole und Pit
Daniela u. Franz (Dienstag, 19 Juli 2022 18:02)
Dake euch beiden für die Infos und die schönen Berichte! Uns steht die Entladung in MVD in den nä Tagen bevor. Eduardo ist schon am Warten, wir kommen am 20.7.22 in MVD an. Ich denke das größte Chaos haben wir schon hinter uns - die Flüge mit Lufthansa. Aber besser wirds wohl nicht in Europa. Wir sind jetzt nur einmal 6 Wo in S- Am unterwegs, Jän-Feb dann wieder 6 Wo, sind leider noch Systemdiener...
Unser T5 bleibt in den nä Jahen in S-Amerika.
Bis bald, Franz u. Daniela aus Österreich, Steiermark