Viel haben wir nicht erwartet von Marokkos Atlantikküste. Wir sind nicht wirklich die Wasserratten, sind keine Fischliebhaber und wir bevorzugen die Berge. Da wir von Genua mit der Fähre in Tanger Med ankamen und die Route im Landesinnern schon kannten haben wir uns vorerst für den Weg entlang des Meers entschieden. Mal schauen wie lange wir es aushalten, haben wir uns gedacht. Wir können die Route jederzeit ändern und in die Berge fahren. Doch es kam anders. Zugegeben, der Norden der Atlantikküste hat uns nicht wirklich überzeugt. Hätten wir noch nichts von Marokko gesehen wären wir vermutlich enttäuscht gewesen.
Die Strände waren nicht wirklich schön, überall lag Müll herum, entlang der Strasse folgte ein Treibhaus dem Anderen. Nun ja, irgendwo müssen die ja auch stehen. Wir sind ja auch fleissige Abnehmer der sehr geschmackvollen Mandarinen, Orangen, Erdbeeren oder Bananen. Doch je weiter südlich wir kamen, deso einsamer wurde es an der Küste. Und wir fanden schöne Strände. Das mit dem Müll ist allerdings geblieben. Schlussendlich haben wir einen Monat für die rund 2'000 km von Tanger Med bis Tan Tan Plage gebraucht. Und die Küste haben wir dabei nur kurz für einen Abstecher ins Hinterland von Agadir verlassen.
Diese Orte entlang der Atlantikküste haben uns gefallen:
Moulay Bousselham:
malerisches Fischerdorf an einer Lagune
Das kleine Fischerdorf besticht mit seinen bunten Häuser. Die Lagune Merdja Lerga, welche unter Naturschutz steht befindet sich unterhalb des Dorfes. Diese ist vor allem bei Vogelliebhabern sehr beliebt ist. Die Fischer bieten Bootsfahrten zur Lagune an. Mit etwas Glück trifft man da draussen auf Enten und Limikolen. Wir sind mit unserem Auto den rund 30 km langen Weg auf die andere Seite der Lagune gefahren. Die Fahrt dorthin war nicht sonderlich spannend. Doch am Ende der Strasse hat man einen wunderbaren Ausblick auf das Dorf und über die Lagune. Wenn man sowieso der Küste entlang fährt lohnt sich ein Stop in Moulay Bousselham auf jeden Fall.
Oualidia: das Feinschmeckerparadies für Austerniebhaber
Der verschlafene Küstenort liegt zwischen Casablanca und Essaouira und ist bekannt für seine angeblich besten Austern des Landes. In Oualidia trifft man auf einen 3 km langen Sandstrand mit grossen Dünen, an welchem man herrliche Spaziergänge unternehmen kann. Unterhalb des Dorfes befindet sich eine bezaubernde Lagune die Schwimmer und SUP-Begeisterte geradezu einlädt ins Wasser zu springen. Für Nichtschwimmer bieten die Fischer mit ihren Booten Ausflüge über die Lagune an.
Gleich unterhalb des Dorfes in Strandnähe befindet sich ein riesiger Stellplatz für Wohnmobile. Da dieser fast ausschliesslich von französischen ‘Weisswänden’ besetzt war (der Platz hat nichts Reizvolles) haben wir dem Campingplatz Laguna Park den Vorzug geben. Der Platz liegt etwas erhöht über der Küste und so hatten wir einen wunderbaren Ausblick auf den Strand und das Meer.
Übers Hinterland von Essaouira nach Agadir
Für eine kurze Strecke haben wir die Atlantikküste verlassen. Wir brauchten etwas Abwechslung. Ab Essaouira sind wir über kleine Hinterlandstrassen in Richtung Agadir gefahren, vorbei an unzähligen Arganbäumen. Unterwegs sind wir bei diversen kleinen und noch sehr traditionellen Dörfern vorbei gekommen wie beispielsweise Imi N’Tlit. Im Dorf war gerade Souk. Wohl das wöchentliche Highlight im Dorf. Es war ein Souk so wie wir ihn bisher noch nicht gesehen haben. Vor dem Markt war ein grosses Parkfeld. Allerdings nicht für Autos sondern für die Esel. Der Souk war sehr lebhaft und noch sehr ursprünglich.
Die Landfrauen vom Dorf versucht ihre paar Karotten, Peperoni oder Zwiebeln aus dem eigenen Garten an Mann oder Frau zu bringen. Ein hartes Los für die Frauen. Das Ziel unserer Fahrt durch das Hinterland war das Vallé de Paradis vor Agadir. Der Wasserfall bei Imouzzer auf dem Weg dorthin war leider ‘nicht in Betrieb’. Es war zu trocken. Wegen dem Wasserfall muss man den Weg nicht auf sich nehmen. Allerdings ist die die Fahrt dorthin sehr eindrücklich. Ein paar Kilometer hinter Imouzzer, nördlich vom Vallé de Paradis haben wir einen unserer bisher schönsten Übernachtungsplätze gefunden.
Eine steile Strasse führte hinunter zu einem ausgetrockneten Oued. Ein traumhafter Platz unter Palmen. Wir hatten dort für ein paar Tage unser ‘Zuhause’, sind gewandert, haben auf dem Feuer gekocht, gelesen und einfach die Ruhe genossen.
GPS: 30.598963, -9.483230
Das ‘eigentliche’ Vallé de Paradis welche viele Touristen aus Agadir anlockt war im Vergleich zu unserem Platz enttäuschend. Viele Touristen, entsprechend viel Abfall und die Pools für welche das Tal bekannt ist luden nicht wirklich zum Schwimmen ein.
Die Grotten in Aglou Plage
Wenn man von Aglou Plage nach Norden in den Parc National de Souss-Massa hinein fährt führt ein unbefestigter Weg den Klippen am Meer entlang. Blickt man über die Felsen, entdeckt man nach kurzer Zeit Grotten die sich in den Felswänden der Steilküste befinden. Einige der Grotten werden noch von den Fischern bewohnt. Andere gehören Privatpersonen (meist Marokkaner oder Franzosen) und werden an Touristen vermietet. Wir hatten die Gelegenheit die einfache Grotte von Fischer Ahmet zu besichtigen.
Zudem durften wir ‘das Ferienhaus’ von zwei französische Touristen bestaunen. Der Unterschied der beiden Grotten war riesig. Ahmet hatte gerade mal eine Pritsche, einen Tisch mit Kerze und ein paar vertrocknete Fische in der Grotte. Die ausgebaute Grotte der Touristen war sehr schön hergerichtet. Farbige Wände zierten die Höhle die über Küche, Badezimmer und Schlafzimmer verfügt. Direkt über den Grotten haben wir unser Nachtlager aufgeschlagen, mit Sicht über die Klippen, wo übrigens auch Paraglider Ihren Spass haben und über die Felsen springen.
Die Felstore von Leghzira
Einer der schönsten Strände an der Atlantikküste ist der Strand von Leghzira. Die roten Steilküsten mit dem weiten Sandstrand sind definitiv ein Besuch wert. Bei Ebbe kann man nördlich vom Touristenparkplatz über die Felsen klettern und hat den einsamen Sandstrand abseites der Touristen für sich alleine. Südlich vom Parkplatz befindet sich der bekannte Torbogen welcher viele Besucher anzieht. In den Höhlen unterhalb der Felsen verbringen auch mal marokkanische Männer einen lustigen Männernachmittag, trinken Tee und kochen Tajine. Wir wurden selbstverständlich eingeladen, so wie sich das für Marokko gehört. Übrigens haben auch hier die Paraglider ihren Spass. Einer nach dem Andern kam über die Klippen geflogen und landete direkt am Strand.
Die Piste zum Plage Blanche
Die Plage Blanche befindet sich zwischen Guelmim und Tan Tan, im Süden von Marokko. Auf einem 30 km langen Strandabschnitt kommen Offroader auf Ihre Kosten. Wir sind von Guelmim herkommend in Rass Oumlil in Richtung Küste abgebogen und bis zum Einstieg der Piste gefahren. Die Piste ist bei Ebbe ‘laut Augenzeugen’ gut befahrbar. Allerdings wird es unangenehm, wenn man im Sand stecken bleibt und sich nicht rechtzeitig befreien kann bevor die nächste Flut kommt. Wir haben darauf verzichtet. Der Weg dorthin entlang dem Oued Aoreora durch teils sandige Pisten war bereits wunderschön.
Die Städte an der Atlantikküste
Wir versuchen Grossstädte möglichst zu umfahren. Doch an einigen sind wir nicht vorbei gekommen. Sei es aus Neugier, weil wir Reparaturen an unserem Piccolo vornehmen mussten oder weil wir marokkanischen Wein einkaufen wollten. Allerdings haben wir in den Städten jeweils nur einen Tag verbracht und können daher keine eriöse Empfehlung abgeben. Trotzdem möchten wir Euch unsere Eindrücke schildern.
Casablanca besuchten wir aus Neugier, wegen dem wunderschönen Namen und natürlich wegen seiner Berühmtheit durch den Film. Die grösste Stadt Marokkos hat etwas Reizvolles. Hier trifft Moderne auf Tradition. Die Medina ist sehr lebendig und bunt. Hier bekommt man ALLES. Hier haben wir ein traditionelles Marokko erlebt, eben nicht so sehr touristisch angehaucht wie etwa in Essaouira oder Chefchouen. In Casablanca befindet sich auch die grösste Moschee von Marokko (Hassan II), eine der grössten der Welt. Das Minarett mit 200 m Höhe soll angeblich das Grösste sein. Ein eindrückliches Bauwerk.
In Agadir gibt es hervorragende Versorgungsmöglichkeiten. Hier haben wir unserem Piccolo eine Schönheitskur unterzogen. Wir haben den Schalter für unseren Warmwasserboiler ‘richtig’ reparieren lassen. Die fünf Schalter welche wir auf dem Souk gekauft haben schmolzen nach einer halben Stunde dahin. Bei Rachid haben wir ein Relais einbauen lassen. Perfekte Arbeit, bisher hält der Schalter! Und da wir gleich dabei waren haben wir den neugierigen Mechaniker der um unseren Piccolo herum schlich gefragt ob er unsere Gebrauchsspuren vom ‘offroaden’ beseitigen könnte. Der ganze Spass hat uns CHF 90.00 gekostet (neues Relais, Schalter und neu lackieren). Agadir ist eine moderne Stadt mit gepflegtem Sandstrand an einer Touristenmeile mit Hotels und chicen Restaurants. Von 'Marokko' haben wir hier allerdings wenig gespürt.
Da wir schon an Essaouira vorbei gefahren sind mussten wir einen Stop einlegen denn von Essaouira haben wir viel Positives gehört. Die Medina ist bunt und sehr schön hergerichtet. Souvenirshops, Teppich-, Schuh-, Leder- und Töpferläden reihen sich aneinander. Dazwischen unzählige Restaurants und Cafés. Sehr schmuck aber auch sehr touristisch. Der lebendige Fischerhafen hat uns mehr beeindruckt als die Medina. Dieser ist sehr lebhaft und man kann den Fischern beim Entladen der Fischerboote zuschauen. Die Verkostung vor Ort soll sehr lecker sein (aber wir essen ja keinen Fisch…).
Unser Fazit von der Atlantikküste:
Es gibt bestimmt hübschere Küsten auf der Welt als die Atlantikküste von Marokko. Wir bevorzugen in Marokko definitiv die Berge und die Sahara. Doch wer mehrere Wochen in Marokko verbringt und Zeit hat dem empfehlen wir im Norden den Küstenabschnitt südlich von Oualidia bis Safi, das Hinterland von Essaouira mit dem Vallée de Paradis und im Süden der Küstenabschnitt zwischen Aglou Plage und Tan Tan. Den Rest der Küste kann man 'ohne Verlust' auf der Autobahn umfahren.
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Annendhai (Freitag, 29 März 2019 21:07)
Hoi ihr zwei
Schöner Bericht über die Atlantikküste, danke. Habt es lange ausgehalten am Wasser �
Nicole & Pit (Freitag, 29 März 2019 22:39)
Herzlichen Dank! Jasaaa und wisst Ihr was? Wir sind immer noch am Wasser (in der Westsahara). Jetzt wird's erst richtig schön :-). Aber schwimmen waren wir noch nicht...